Von Dr. Katrin Roppel
Vorgestern erschien im Handelsblatt ein Artikel mit dem Titel „Der Chef als Chief Cultural Officer“. In dem Beitrag heißt es „Unternehmenskultur braucht eine Idee, die die Menschen in ihrer Identität berührt. Nicht der Mythos Motivation, sondern die Kunst der Beteiligung ist der neue Weg. Der Chef wird zum „Kulturminister“.“ Ich sehe es tatsächlich als die Aufgabe eines Chefs, die Kultur in seinem Unternehmen zu verstehen und zu entwickeln. Unternehmenskultur zahlt sich aus und es ist für jedes Unternehmen sinnvoll, sensibel mit seiner Kultur umzugehen.
In dem Artikel wird Bezug genommen auf den Abbau von Vertrauen und Bindung der Belegschaft ans Unternehmen, wie dies in den letzten Jahren in zahlreichen Firmen durch Outsourcing und Profitmaximierung der Fall war. Und nun gilt es diese Kulturen wieder aufzubauen. Ein schwieriges Unterfangen, wieder Vertrauen zu schaffen und ein Wir-Gefühl zu etablieren, wo man davor genau dieses Zusammengehörigkeitsgefühl durch Restrukturierungen abgeschafft hat.
Werte sollen vom „Kulturminister“ personifiziert, vorgelebt und eingefordert werden, so der Vorschlag des Autors, der Inhaber der Agentur Deutsche Markenarbeit ist. Ich stimme ihm zu, dass Werte von der Unternehmensleitung vorgelebt werden müssen, jedoch sind Werte oftmals Worthülsen mit denen Mitarbeiter wenig anfangen können. Werte sind die Bestandteile der häufig teuer entwickelten Leitbilder, die in den letzten Jahren von vielen Firmen eingeführt wurden. Vertrauen, Transparenz, offene Kommunikation, Kundenorientierung, so steht es gerne in wohlklingenden Broschüren. Aber was soll das konkret heißen?
Um tatsächlich Vertrauen und Orientierung wieder herzustellen, benötigt es klare Verhaltensdefinitionen. Offene Kommunikation – heißt das, Kritik offen äußern zu dürfen? Ist das erwünscht? Heißt das, dass man Fehler ansprechen darf, ohne Konsequenzen? Heißt das, dass man auch die Führungskraft auf Fehlverhalten hinweisen darf? Oder heißt das nur, dass man sagen darf, wie schön alles im Unternehmen ist und wie froh man ist, (noch) dabei zu sein? Vage formulierte Werte dienen nicht der Orientierung, sondern schrauben die Erwartungen in die Höhe. Jeder interpretiert diese Werte aus seinem eigenen Blickwinkel. Wenn schon unbedingt Leitbilder entwickelt werden sollen, dann müssen die Leitsätze und die darin verkündeten Werte also unbedingt näher präzisiert werden, sonst führt dies nur zu Enttäuschung. Zudem geht es nicht nur darum, die Unternehmenswerte als Führungskraft vorzuleben und konkrete Verhaltensweisen (im Sinne der „neuen“ Kultur) von den Mitarbeitern zu fordern, sondern auch die Strukturen und Rahmenbedingungen im Unternehmen zu schaffen, die diese Verhaltensweisen erst möglich machen.
Den vollständigen Artikel finden Sie hier: http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/werber-rat/der-werber-rat-der-chef-als-chief-cultural-officer/8298100.html
Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass Werte oft nur Worthülsen sind. Außerdem kommt es in einem Unternehmen zunehmend darauf an, unterschiedliche Kulturen zu integrieren, wie Edgar Schein in einem aktuellen Interview selbst ausführt: http://www.learningorganization.de/theorie/unternehmenskultur.html